MICHAEL PRAX - LICHT UND FARBE

 

Steintürme am Bodensee (Untersee)

Steinmännchen am See: Balance und Philosophie

Am Seeufer entstehen Steinmännchen – fragile Skulpturen aus gestapelten Steinen. Ihr Bau ist ein meditativer Akt: Jeder Stein wird sorgfältig gewählt, balanciert mit Geduld. Die Instabilität macht ihren Reiz aus – ein Windstoss kann sie fällen, doch genau darin liegt ihre Magie. Sie symbolisieren Vergänglichkeit und die Suche nach Gleichgewicht im Leben. Der See spiegelt ihre Form, verstärkt ihre Präsenz. Steinmännchen sind mehr als Kunst: Sie laden zur Achtsamkeit ein und erinnern daran, Schönheit im Moment zu finden.

Warum macht man das?
Das Stapeln von Steinen ist ein Akt der Achtsamkeit. Es gibt kein festes Regelwerk, nur das Gespür für den Moment. Die Hände tasten, drehen, legen, bis der Stein ruht, als hätte er nie woanders hingehört. Der See, mit seinem ruhigen Spiegelbild, wird zum Begleiter dieses Prozesses, reflektiert die entstehende Form und lädt zur Kontemplation ein.

Fazit:
Ein Steinmännchen am See ist mehr als ein Stapel aus Steinen. Es ist ein Symbol für die Suche nach Gleichgewicht in einer unbeständigen Welt, ein kreativer Akt, der Geduld und Achtsamkeit erfordert, und eine philosophische Erinnerung an die Vergänglichkeit. In seiner Einfachheit liegt seine Tiefe.

2007: 
Der Drang, Steine zu stapeln, ist uralt. In der Mongolei kennzeichneten sie Gräber, in Tibet dienten sie buddhistischen Ritualen für Glück oder als Wegmarken. Doch entscheidend für mich: Sie stören die Natur, da unter den Steinen ein Ökosystem lebt. Deshalb lasse ich es sein.

P.S.: Die Steine für die Steintürme oder Steinmännchen kamen nicht aus dem See, sondern von einem Schutthaufen. Denn im Wasser liegende Steine sind ein ganzes Ökosystem, wenn man diese entfernt werden dabei Lebensräume und Ökosysteme gestört oder auch zerstört. Diese Steine wurden einfach mehrmals umgeschichtet für verschiedene Steintürme.